Dienstag, 2. Mai 2017

Meine zweite Woche in Cusco

Meine zweite Woche in Cusco. 

Schnell war sie schon wieder vorbei. 

Diese Woche hatte ich in der Sprachschule ausschließlich Einzelunterricht, da meine liebe Gruppenpartnerin Laura leider nur eine Woche hier war. Für mein Spanisch war das allerdings nicht unbedingt schlecht - am Freitag bekam ich mein A2 Zertifikat und sehr viel Lob von meinen Lehrerinnen :) Schon irgendwie traurig, die Leute in der Sprachschule sind mir richtig ans Herz gewachsen. 

Bevor es aber soweit war, stand in der Woche noch einiges auf dem Programm. Mit Laura besichtigte ich die Inkastätte Sacsaywaman (von allen Touris liebevoll “sexy woman“ genannt :) ) nochmal richtig, nachdem wir das ein paar Tage vorher eher nur kurz gemacht hatten. Von dort aus hat man übrigens den besten Blick auf Cusco überhaupt!  

Ansonsten standen wieder nette Abende in unserer Stammkneipe El Duende an, beim Karaoke waren wir, tanzten viel Salsa, und trafen uns oft zum essen. Eines meiner Highlights war der Besuch eines deutschen Restaurants, in dem ich endlich wieder Spätzle essen konnte :) Das fehlt mir ja schon ziemlich. Aber naja, das peruanische Essen ist auch gut, wenn oft auch etwas gewöhnungsbedürftig und ziemlich kohlenhydratlastig^^ 

Einmal bekam ich eine Suppe mit einem Spiegelei drauf bzw drin. Wie auch immer das auf der Oberfläche schwimmen konnte... Auf einem Markt aß ich ein anderes Mal an einem Stand einer nett aussehenden Frau und bestellte einfach ein Gericht für mich ohne ganz genau zu wissen was. 4 Soles, 1€, wird schon passen. Kartoffeln schälte sie gerade, Reis sah ich auch. Aus dem Topf, in dem ich eigentlich Gemüse vermutete, kam aber dann plötzlich frittiertes Hähnchen und die Kartoffeln wurden zu Pommes verarbeitet. Irgendwoher zauberte sie dann noch Spaghetti und klatschte mir noch Ketchup und eine Chilisoße drauf. Haha Kalorien zählen darf man hier wirklich nicht! 

Ansonsten sind mir diese Woche extrem einige kulturelle Unterschiede aufgefallen. In der Sprachschule unterhielten wir uns sehr oft und auch recht offen über das doch sehr mangelhafte Bildungssystem Perus. Leider gibt es nicht ausreichend qualifizierte Lehrkräfte, die die Kinder richtig ausbilden und fördern können. Teilweise müssen die Kinder auch schon für den Unterhalt der Familie mitsorgen und auf der Straße irgendwas verkaufen, betteln oder im Geschäft/Restaurant mithelfen und können deshalb nicht (regelmäßig) zur Schule. Folglich gibt es weniger Menschen, die einen richtigen Beruf erlernen und ausüben oder studieren. Wer es sich leisten kann schickt sein Kind auf eine Privatschule, aber das können nur die wenigsten. Dadurch, dass die meisten Familien sehr viele Kinder haben, die einen später im Alter mal versorgen sollen, wird das ganze natürlich nicht einfacher. 

Die Familie spielt allgemein in Südamerika eine sehr wichtige Rolle, wenn nicht sogar die wichtigste. Das ist allgemein sehr schön finde ich. In Mexiko habe ich das damals auch schon gedacht. Jeder ist für jeden jederzeit da, die Familie steht immer über allem. Hier in Peru habe ich bisher aber irgendwie das Gefühl, dass das Ganze eher aus finanziellen und überlebenstechnischen Gründen so ist. Oder weil sie schlichtweg nicht wissen wie man verhütet, oder es aufgrund des Katholizismus ablehnen. Und das finde ich etwas traurig. 

Eine alte Frau verkauft am Plaza de Armas z.B. tagtäglich von 8 bis 21 Uhr Tamales (gefüllte Maisblätter, sehr lecker) - in der vierten Generation. Ihre Tochter und ihre Enkelin sitzen meistens auch daneben und arbeiten mit (ich weiß das so genau, weil ich fast jeden Tag eins dort gegessen habe, schmeckt einfach so gut). Sie braucht ganz klar jemanden der ihr Business mal übernimmt und sie im Alter auch noch unterstützt. Was anderes kennt die Familie nicht. 

Eine meiner Lehrerinnen erzählte von einer Frau, die mit ihren 5 Kindern Tag für Tag auf der Straße sitzt und bettelt. Momentan sei sie wohl schon wieder schwanger, obwohl sie nicht mal für ihre anderen Kinder sorgen kann. Ihr Mann möchte keine Sterilisierung, und sie selbst akzeptiere dies deshalb einfach. Da merkt man, dass die Stellung der Frau bei weitem noch nicht so weit entwickelt ist wie anderswo. Allgemein macht man sich einfach keine Gedanken darüber, was sein könnte wenn man etwas ändert, da dazu das Bewusstsein und auch Verständnis fehlt. Schwierig. 

Industrie gibt es allgemein nicht so viel, die meisten arbeiten im Tourismus, in der Gastronomie oder im Verkauf. Folglich meint man, dass die meisten Peruaner sicherlich gut englisch sprechen um sich mit den ganzen Touris verständigen zu können. Falsch gedacht. Ich war die ersten 2 Wochen ja ziemlich aufgeschmissen, da mein bröckliges Spanisch nicht wirklich für richtige Konversationen reichte. Jetzt ist das kein Problem mehr, aber mich wundert es einfach. Die meisten gehen einfach davon aus, dass man spanisch kann wenn man nach Peru kommt. Das ist so typisch peruanisch. Viele Dinge werden einfach so akzeptiert wie sie sind, aber man denkt nicht darüber nach sie zu ändern (also in diesem Fall z.B. englisch zu lernen). Etwas kritisch. 

Was man den Peruanern aber wirklich nicht vorwerfen kann ist ihr Benehmen. Selten habe ich mich so wohlgefühlt in einem Land. Alle sind so hilfsbereit, haben immer ein Lächeln auf den Lippen, freuen sich wenn man als Touri gut spanisch spricht, quatschen mit einem während der Busfahrt, und strahlen so eine Wärme aus. Das gefällt mir richtig gut! 

Über das Wochenende fahre ich jetzt ins Heilige Tal, da ich noch ein Ticket für ganz viele verschiedene Inkastätten habe, das bis Dienstag gültig ist. 

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